In den letzten drei Jahren ist auf der Farm am Eulenbruch (www.boese-farm.de) im niedersächsischen Hespe die Energiewirtschaft in den Vordergrund gerückt. „Mir ist inzwischen die Autarkie am wichtigsten. Sie gibt mir Ruhe und Planungssicherheit“, stellt Hannes-Friedrich Böse fest. Der staatlich geprüfte Agrarbetriebswirt wollte in Sachen Energie unabhängig vom Weltmarkt sein. „Ich sah meine Zukunft darin, mich auf nachwachsende Rohstoffe aus der Region zu spezialisieren und diese an die Menschen in der Region weiterzugeben. Diese Planungs- und Arbeitsgrundlage ist mir gelungen“, freut sich der 32-jährige, dem durchaus bewusst ist, dass Energie immer knapper und teurer wird. Der Betriebsschwerpunkt liegt in dieser Sparte auf der Produktion und Vermarktung von Hackschnitzeln und seit August 2022 von Holzpellets – hergestellt mit der Pelletieranlage von der Firma Ecokraft.
Hannes-Friedrich Böse übernahm 2020 den elterlichen Betrieb mit bemerkenswerter Geschichte, die bis zurück in das Jahr 1620 reicht. Der konventionelle Gemischtbetrieb betreibt Ackerbau und Geflügelmast. Mit der Betriebsübernahme konzentrierte sich der junge Mann außerdem verstärkt auf Hackschnitzeln und Holzpellets als hochwertigen Brennstoffe sowie umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Energiequellen.
Abbildung 1: Hannes-Friedrich Böse mit seinen Hackschnitzeln
Seit neun Jahren gibt es am Betrieb eine Hackschnitzelheizung mit innerbetrieblichem Wärmenetz. Grundlage dazu sind neben dem eigenen Wald vor allem Hackschnitzel aus Kommunen sowie Privat-, Landes-, Kreis- und Bundesforst aus der Region um 20 km. Die Gewinnung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Firma JB Erdbau, geführt von Bruder Jan-Christoph. Beide teilen sich die Kundenwerbung. Dann produziert und liefert die Firma Erdbau die Ware. Neben der Restholzverwertung dient auch teilweise nicht mehr Bauholz fähige Stammware als Grundstock.
Auf der Nasslagerfläche am Betrieb haben rund 2000 m3 Hackschnitzel Platz. Pro Jahr verarbeitet der Betrieb aktuell 30000 m3 der Güteklasse G 30 bis G 50. Die nasse Ware liegt maximal eine Woche, bevor sie in die Trocknung geht. Ein Teleskoplader hebt sie in den Vorratsbunker, der zum Schub-Wendetrockner der Firma Riela führt. Der Durchlauftrockner ist 14 m lang und 2 m breit und arbeitet mit einer Trocknungsleistung von 400 kW, um die Hackschnitzel von 55 Prozent auf 15 bis 20 Prozent Feuchtigkeit zu trocknen. In dem Schubwendetrockner wird 70 °C heiße Luft durch das Material geblasen, wobei die Hackschnitzel ständig mit Rechen gewendet werden. Die feuchte Luft wird abgesaugt, der Staub abgefiltert und ins Freie wird saubere Luft abgeleitet. „Die Trocknung ist voll automatisiert und läuft seit zweieinhalb Jahren durchgehend 365 Tage autark für sich. Wir füllen nur morgens und abends den Bunker auf“, informiert der Betriebsleiter.
Abbildung 2: Befüllung des Schubwendetrockners
Täglich werden 150 m3 Hackschnitzel getrocknet. Im Durchschnitt werden 100 m3 pro Tag benötigt – 50 bis 60 m3 für den Eigenbedarf, der Rest geht in die Vermarktung. Die gebrauchsfertigen Hackschnitzel lagern in der Halle, bis sie an Privat- und Industriekunden sowie Heizkraftwerke vermarktet oder verarbeitet werden.
Anfang Oktober wird mit der Trocknungsanlage zwei bis zweieinhalb Monate lang Mais getrocknet – insgesamt 3500 Tonnen. 700 Tonnen davon ist Eigen-Mais und der Rest teilt sich auf in je zur Hälfte Lohntrocknung und Ankaufsware, die im QS-zertifizierten Handelsbetrieb von Agrarprodukten angekauft und weiterverkauft wird. Der Mais wird von 30 Prozent auf 15 Prozent Feuchtigkeit getrocknet und lager- und verarbeitungsfähig an Futtermittelwerke im Umkreis von 80 km vermarktet.
Um ein gewisses Polster in diesem Zeitraum zu haben, werden vorher ausreichend Hackschnitzel auf Vorrat getrocknet und gelagert. Dann wird der Trockner gereinigt und die Werkzeuge im Trockner gegen Paddeln ausgetauscht.
Früher wurden auch Pelletwerke mit Hackschnitzel beliefert. „Dann kam ich auf die Idee, diese Schiene selbst in die Hand zu nehmen und mir damit ein weiteres Standbein aufzubauen“, erzählt Hannes-Friedrich Böse. Auf der Suche nach einer Möglichkeit stieß er im Internet auf die Firma Ecokraft, informierte sich intensiv und kam schließlich mit der Fachfirma ins Geschäft. Der Landwirt dachte zuerst an eine Single-Anlage, entschied sich aber letztlich für eine Duo-Anlage mit einer Stundenleistung von 500 bis 600 kg. „Ich nahm damit zwar ein gewisses Risiko auf mich, doch ich sah einen entsprechenden Markt dafür und es war im Nachhinein eine gute Entscheidung“, verrät der Unternehmer. Ausschlaggebend für den Zuschlag bei Ecokraft war die Möglichkeit, mit dieser Anlage verschiedene Materialien pelletieren zu können. „Wer weiß, wie sich der Markt entwickelt. Mit der entsprechenden Matrize kann ich flexibel reagieren und damit auch Heu, Stroh oder Schafwolle pelletieren“, meint der 32-jährige.
Abbildung 3: Ecokraft DUO-Pelletieranlage
Bedingt durch die Marktsituation in den letzten Jahren konnte zügig ein Kundenstamm aufgebaut werden und das Geschäft mit den Holzpellets läuft bis heute sehr gut. Die Vorteile von Pellets: sie sind transport-, lagerfähig sowie schüttfähig platzsparend und mit wenig Arbeitsaufwand verbunden, was sie attraktiv für Privatabnehmer macht.
Die Einstiegsphase mit der Pelletieranlage verlief etwas turbulent, aber in Zusammenarbeit mit der Herstellerfirma wurden schnell die richtigen Matrizen gefunden und das Ausgangsmaterial optimiert, um letztlich das Beste aus der Maschine herauszuholen. „Ich schätze den guten Service sowie den kompetenten und sympathischen Ansprechpartnern mit dem Umgang auf Augenhöhe“, bekräftigt Böse.
Die Pelletieranlage steht in der Getreidescheune mit 600 Tonnen Lagerkapazität. Die Prozesse und der Ablauf haben sich mittlerweile eingespielt und es bedarf wenig Ersatzteile. Rund 15 Prozent der Hackschnitzel werden zu Pellets verarbeitet, das bedeutet 5 bis 6 Tonnen pro Tag. Die Anlage läuft aktuell 220 Tage im Jahr und aus 5 m3 Hackschnitzel werden eine Tonne Pellets.
Abbildung 4: Hannes-Friedrich Böse mit frischen Energiepellets aus der Ecokraft DUO-Pelletieranlage
Die Hackschnitzel werden der Ecokraft-Anlage aus einem Vorratsbunker mit einem Förderband In die Schneidmühle zugeführt, die diese auf 4 mm zerkleinert. Dann geht das Material weiter in den Vorratsbunker. Vor der Pressung wird Maisstärke hinzugefügt, die die Pellets glänzend und hart machen und den Energieaufwand verringern. In der Presse wird der Rohstoff unter hohem Druck und hoher Temperatur zu Pellets verarbeitet. Diese werden mittels Förderbandes weiter transportiert und gelangen nach einer Absiebung der Kleinteile über einen Elevator in die Hochsilos.
Die Pellets werden schließlich in 15 kg Papiersäcke abgepackt und mit einem Pfandsystem von den Kunden abgenommen – ausschließlich von Privatkunden aus dem Einzugsgebiet des Rohmaterials, die von zehn Säcken bis 15 Tonnen abnehmen. „Damit erreichen wir die Regionalität auch in der Energiewirtschaft“, fügt der Landwirt hinzu. Seine Pfandsystem-Idee entstand bei der Befüllung eines Bunkers und wird von den Kunden sehr gut angenommen. Diese bringen die Säcke wieder zurück, die bis zu dreimal verwendet werden, und bekommen für die nächste Bestellung eine Gutschrift. „Ich verdiene dabei nichts, aber mir liegt der Nachhaltigkeitsgedanke am Herzen“, erläutert der Geschäftsmann, dem ein fairer Umgang mit seinen Kunden nach der Devise „leben und leben lassen“ wichtig ist.
Abbildung 5 : Hannes-Friedrich Böse mit seinen Energiepellet-Produkten
Zusammen mit vier Vollzeit-Arbeitskräften bewältigt Hannes Friedrich Böse die anstehenden Aufgaben.
„Die Entscheidung, in die Pelletierung einzusteigen, war richtig und gut. Zusammen in Kombination mit der Photovoltaik und dem Biomasse-Heizkraftwerk erreichen wir die Energie-Autarkie und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit in der Zukunft“, so Böse, der dadurch die Planungssicherheit gewinnt.
Mit nachhaltigen Investitionen hat er es geschafft, eine innerbetriebliche thermische sowie elektrische Autarkie zu erreichen. Das Holz-Heizkraftwerk ist ein Holz-Vergaser BHKW, das holzige Biomasse in Brenngas umwandelt. Ein Generator veredelt es weiter zu elektrischer Energie. Die Verfahrens-Abwärme wird im eigenen Wärmenetz zur Versorgung der Betriebs- und Wohngebäude sowie für die Holztrocknungsanlage genutzt. Mit dem BHKW ist die Energiegewinnung unabhängig von Wetter und Wind gewährleistet.
Abbildung 6: Hannes-Friedrich Böse mit seinen Mitarbeitern auf seiner Eulenbruch Farm
Seit zwei Jahren öffnen Hannes-Friedrich Böse und Freundin Luisa das historische, 170 Jahre alte Backhaus für standesamtliche und freie Trauungen. Dieses Angebot wird gerne angenommen und so finden rund 30 Trauungen pro Jahr statt. Auf Wunsch wird auch ein Catering für die Gäste im idyllischen Garten bereitgestellt.
Seine Pläne für die Zukunft: „Die Vermarktung ausbauen, neue Kunden gewinnen und ein Nahwärmenetz für Privat- und Gewerbegebäude in der Umgebung aufbauen.“
Zur Website von Farm am Eulenbruch: www.boese-farm.de
- Helga Gebendorfer -
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