Seit vier Jahren produziert Florian Stöger im niederösterreichischen Rampersdorf mit Erfolg „Pressgold“-Pellets aus Hühnermist. „Auf diese Idee kam mein Vater und zusammen setzten wir sie um“, verrät der 27-jährige. Während seines Studiums an der FH Wieselburg hat er das Marketingkonzept erarbeitet und mit seinem Vater Erich gründete er Anfang 2020 die STH GmbH.
Der landwirtschaftliche Pionier baute bereits 2008 seinen ersten Hähnchenmast-Stall mit Fußbodenheizung, um den Tieren ein optimales Umfeld zu bieten. Die Folge: der Mist war von da an so trocken, dass er bei der Ausbringung auf die Felder Probleme bereitete. Die enorme Staubentwicklung, die Abtrift und der Geruch führte zu Schwierigkeiten mit den Anwohnern. „Bis mein Vater auf die Möglichkeit der Pelletierung des wertvollen Rohstoffes kam“, erzählt der Sohn. Die Vorteile: Die organische Substanz wird dadurch zu einem handelbaren Produkt, das sich logistisch transportieren, verpacken und abwiegen lässt.
Übers Internet stieß Florian Stöger auf die Firma Ecokraft. Vater und Sohn nahmen Kontakt auf und fuhren mit dem Hühnermist dorthin, um eine Test-Pelletierung durchzuführen. „Es funktionierte und wir waren überzeugt, dass das für uns der richtige Weg ist“, meint der Jungunternehmer. Die Beratung vor Ort empfand er sehr positiv und er fühlte sich gut aufgehoben bei kompetenten Leuten. Als großen Pluspunkt empfand er, dass die Anlage extra für den Hühnermist ausgelegt und auf die besonderen Bedürfnisse zugeschnitten wurde.
Abb.1: Florian Stöger mit seinem Pressgold LKW
Dank der Finanzierung mit Kapital von Investoren aus der Branche wurde der Kauf schnell abgeschlossen. Auch der Standort war bereits geklärt. Ein ehemaliger, stillgelegter landwirtschaftlicher Betrieb in einem Kilometer Entfernung vom Hof bot sich ideal an. Die dortige leerstehende, 25 m x 60 m große Halle wurde 2021 gepachtet und die Infrastruktur rundherum erneuert. Nach fünf Monaten wurde die Pelletieranlage geliefert und in Betrieb genommen. Diesen Prozess begleiteten geschulte Mitarbeiter des Herstellers. Sie stellten das System auf die Gegebenheiten ein und gaben alle wichtigen Informationen in Form einer Einschulung weiter. „Freilich gab es dabei eine Reihe von Herausforderungen, denn Mist weist unterschiedliche Strukturen auf“, berichtet Florian Stöger. Darauf wurden die Matrizen speziell eingestellt. „Die Anlage ist automatisiert und optimiert. Sie läuft jetzt gut“, fasst der Geschäftsführer zusammen und weist darauf hin, dass er sich jederzeit bei auftretenden Problemen an den Hersteller wenden kann, der bisher immer eine Lösung parat hatte. Auch Ersatzteile sind schnell zur Stelle.
Abb. 2: Florian Stöger mit seinen Pressgold Düngepellts
Der Hühnermist stammt mittlerweile von fünf Landwirten, darunter zwei Öko-Bauern, aus einem Umkreis von bis zu 30 km. Er fällt jeweils bei der Geflügel-Ausstallung an – 10 bis 100 Tonnen pro Betrieb. Das Rohmaterial wird entweder mit dem Traktor oder Lkw abgeholt bzw. zugestellt, wobei die Lieferanten gewisse Qualitätsvorgaben, z.B. Trocknungsgrad, einhalten müssen. Obwohl sich der Lieferantenkreis schon erheblich vergrößert hat, ist das Unternehmen auf der Suche nach weiteren Anlieferern. Um die logistischen Herausforderungen zu lösen, wurde bereits 2021 ein separates Anlieferungszelt errichtet, wo der Mist - getrennt nach Chargen der einzelnen Betriebe – gelagert werden kann.
Die Anlage ist derzeit von Montag bis Freitag jeweils 12 bis 14 Stunden in Betrieb und erzielt eine Stundenleistung von 700 kg bis 800 kg. „Aus 1000 kg Rohware entstehen 900 kg Pellets“, rechnet der Jungunternehmer vor. Hergestellt werden ein Bio-Universaldünger für alle Pflanzenarten, inklusive Gemüse, Kräuter und Blumen mit 6 mm Durchmesser und ein Bio-Rasendünger mit 4 mm Durchmesser, der eine bessere Streuung verspricht. Das Saisonprodukt, das vor allem im Frühjahr und Herbst nachgefragt wird, wird auf Lager produziert. Dazu wurden die zwei anfänglichen Lagerzellen bereits um ein Hochsilo erweitert. „Damit liegt die Kapazität bei rund 200 Tonnen“, so der 27-jährige. Abgefüllt wird der Bio-Dünger in 3 kg Packungen und 20 kg-Säcke bzw. 1000 kg fassende Big Bags. Der Universaldünger ist sehr mineralstoffreich und enthält 3,6% Gesamt-Stickstoff, 2,6% Gesamt-Phosphat, 2,3% Gesamt-Kalium, 2,2% Gesamt-Calcium und 1,1% Gesamt-Magnesium.
Abb. 3: Florian Stöger mit Vater Erich Stöger
Wie läuft der Pelletier-Prozess ab? Der Hühnermist wird mit dem Bulldog per Frontlader aus dem Lager geholt und von außen in einen Bunker gekippt. Eine Schneidmühle zerkleinert das Material auf 5 mm Teile, die in einem Vorratsbunker gesammelt werden. Ein nachfolgendes Trommelsieb dient zur Abscheidung der Kleinteile, die wiederum dem Kreislauf zugeführt werden. Durch die Pressung werden die Pellets auf 80 Grad erhitzt und anschließend hygienisiert. Sie kühlen im Hochsilo aus.
Zur vollen Auslastung der Anlage entschloss sich Florian Stöger 2022, zusätzlich Holzpellets mit einem Durchmesser von 6 mm zu produzieren. „Der entsprechende Boom während der Corona-Zeit kam uns voll und ganz zugute. Mit dem extremen Nachfrageanstieg sahen wir eine Möglichkeit für uns“, erinnert er. Dazu mussten vom Hersteller Stärkedosierer und Matrizen erweitert werden. Der Rohstoff – trockene Holzspäne und Hackschnitzel – stammt von örtlichen Holz-Verarbeitungsbetrieben und wird per Lkw angeliefert. In der Regel wird die Pellet-Produktion monatlich von Hühnermist auf Holz umgestellt. Die Jahresproduktion beläuft sich insgesamt auf 1000 Tonnen Pellets – je zur Hälfte Dünger und Holzpellets.
„Dieser Schritt war im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit auf jeden Fall die richtige Entscheidung“, stellt Florian Stöger fest, der damals für die Auslieferung an die Kunden extra in einen 20 Tonner Lkw investiert hat. Die Holz-Pellets sind zertifiziert nach A1 und EN Plus für Händler.
Abb. 4: Florian Stöger mit einem Big Bag voller Pressgold Hühnermist Pellets
Dem nicht genug, Die STH GmbH bietet auch von Beginn an Lohnpelleiterung an. Diese Dienstleistung – meistens für Heu und Stroh -wird vor allem von landwirtschaftlichen Betrieben im Umkreis von 100 km mit steigender Tendenz in Anspruch genommen. Pro Jahr kommen rund 100 Tonnen zusammen. Versuchsweise wurden auch schon Rinde und Apfeltrester pelletiert. „Dafür stellt Ecokraft spezielle Matrizen zur Verfügung. Die Zusammenarbeit funktioniert super“, ergänzt der Junior-Chef.
Seit dem Markteintritt 2020 ist die Produktionsmenge von „Pressgold“ ordentlich gewachsen. Die Abnehmerzahl für den 100% organischen Hühnermist aus Österreich steigt ständig. Großgebinde, sprich 1000 kg Big Bags, ordern vor allem Landwirte – egal ob Gemüse-, Weinbau- oder Grünlandbetriebe. Die konventionellen bzw. Bio-Betriebe verteilen sich auf ganz Österreich und zum Teil Deutschland. Kleingebinde – 3 kg Pakete und 20 kg Säcke – gehen direkt an Gärtnereien, sowie Gartenbaubetriebe in der Region und Online an Privathaushalte. Holzpellets nehmen regionale Privathaushalte im Umkreis von 60 bis 70 km ab – im Durchschnitt 6 Tonnen.
Florian Stöger rechnet weiterhin mit einer positiven Marktentwicklung. „Der Trend weg von chemischen Düngern hin zu nachhaltigen Produkten ist sowohl in der Landwirtschaft und im Gartenbau als auch um privaten Bereich groß. „Die Selbstständigkeit war schon immer mein Traum und ich habe den Schritt in diese Nische nie bereut. Aus dem wertvollen Rohstoff Hühnermist entsteht durch die Pelletierung eine vermarktungsfähige und nachhaltige Ware“, zieht er Bilanz. Trotzdem ist einiges anders gelaufen als am Anfang gedacht. So standen Großgebinde für die Landwirtschaft und die Herstellung von Holz-Pellets ursprünglich nicht auf dem Plan. „Aber ich war schon immer offen gegenüber Neuem, habe einfach ausprobiert und alles ist gelungen. Deshalb habe ich schon mehr erreicht als geglaubt und meine Ziele wurden übertroffen“, meint Florian Stöger, der es sehr schätzt, sich als eigener Chef entfalten und seine Ideen umsetzen zu können.
Der 27-jährige glaubt, dass sein Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Landwirtschaft eine große Rolle spielt. „In Zukunft kommt es immer mehr auf die eingesetzten Betriebsmittel an. Hier punkten eindeutig organische Substanzen“, ist er überzeugt. Aufgrund der Nachfrage in beiden Sparten tendiert er dazu, die Pelletierung auszubauen und eine zweite Presse anzuschaffen. Der Ausbau der Anlage wäre relativ einfach umzusetzen. „Möglich wären bis zu vier Pressen“, betont er mit einem Schmunzeln im Gesicht. Sein Rat an Kollegen, die ebenfalls darüber nachdenken, nachhaltige Produkte herzustellen oder neue Technologien einzuführen: „Mut haben, ein gewisses Risiko eingehen und an das Produkt bzw. Projekt glauben.“
Zur Website von PRESSGOLD: www.pressgold-pellets.com
- Helga Gebendorfer -
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